Mittwochsforum zu Waldorf 100

Die Geschichte der weltweiten Waldorfbewegung und ihre Herausforderungen

Unter diesem Titel steht das Mittwochsforum am Mittwoch, den 20. März 2019 (Eurythmiesaal, 20 Uhr). Nana Goebel, die 1976 den Verein „Freunde der Erziehungskunst“ gründete und seither dessen geschäftsführender Vorstand mit Sitz in Berlin ist, wird zum 100sten Jubiläum der Waldorfschulen einen Blick auf diese internationale Bildungsbewegung werfen. Sie ist heute mit fast 1200 Waldorfschulen sowie zahllosen Kindergärten und therapeutischen Einrichtungen in über 70 Ländern weltweit vertreten – darunter in zahlreichen Armuts- und Konfliktgebieten etwa in Israel, Südafrika, Brasilien oder Nepal.

Nirgendwo sprießen Waldorfschulen wie Pilze aus dem Boden. Fast immer stehen sie zu sehr in Widerspruch zu allem Gewohnten und Vorgeschriebenen, auch zu Erwartungen der Eltern nach „schnellen Erfolgen“. Dennoch suchen weltweit viele Eltern nach Alternativen zum angelsächsischen Schulsystem, zu Leistungsdruck, Multiple Choice, zur Heranzüchtung angepasster „Wissensträger“ und zu einem Bildungssystem, das immer mehr ohne künstlerische Fächer auszukommen meint.

Rechtliche, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten führen zu besonderen Herausforderungen. Rechtlich, da Freie Schulen häufig mit staatlichen Schulen nicht gleichgestellt sind; sozial, da vielerorts die Herkunft über die Bildungsmöglichkeit entscheidet; wirtschaftlich, da die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Durch die Lehrerausbildung, neue Schulbauten, Freiwilligendienste, Patenschaften, den WOW-Day oder die Notfallpädagogik fördern die „Freunde der Erziehungskunst“ eine Zusammenarbeit zwischen Menschen verschiedener Kulturen.

Holger Grebe

 

Nana Göbel

Nana Goebel
Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners (Berlin)

 

Nachlese: Streifzug durch die internationale Waldorfbewegung

Nana Goebel streitet weltweit für „Recht auf Bildung“

Zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltungen zu „Waldorf 100“ warf Nana Goebel, Vorsitzende des Vereins „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ in Berlin, vor 180 Mittel- und Oberstufenschülern der Freien Waldorfschule Balingen einen Blick auf die Herausforderungen, vor denen die über 1150 Waldorfschulen weltweit derzeit stehen. In welch unterschiedlichen Lebenssituationen wachsen Waldorfschüler auf? Durch Erzählungen und Lichtbilder, die in den letzten Jahren auf Reisen entstanden sind, stellte die Referentin das Kastensystem in Indien mit arrangierten Hochzeiten für Mädchen ab 12 Jahren ebenso vor wie die besondere Konfliktlage in Israel. Dort gehen auch die Abgänger der derzeit 20 Waldorfschulen zunächst zwei bis drei Jahre zur Armee – egal ob Junge oder Mädchen. Die Vision einer ganzheitlichen Schulbildung über 12 Jahre, die die Erziehung zu Freiheit und Selbstverantwortung in den Mittelpunkt stellt, verbindet Waldorfeinrichtungen in so unterschiedlichen Ländern wie Georgien, Moldawien, Italien, Ägypten, Äthiopien, Nepal, Peru oder Kolumbien miteinander. In der Unterstützung der Initiativen spielen Spendengelder, etwa aus dem jährlichen „WOW-Day“, eine große Rolle. So brachten auch die Frommerner Schüler der achten Klasse durch Eintagesarbeitsplätze im Herbst 2500.- Euro zusammen, die einer Schulinitiative im Norden Brasiliens zu Gute kommen. Auf  einer Weltkarte präsentierte die Schule  während der Veranstaltung ihre Jubiläumspostkarten, die sie inzwischen aus fast 300 Waldorfschulen in 38 Ländern erhalten hat.

Holger Grebe

Veranstaltungsort: Eurythmiesaal

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